Von der Pflege in die Medizin – Mein Nebenjob in der ambulanten Kinderintensivpflege trotz Physikum und Co.
„Wenn ich groß bin, werde ich Feuerwehrmann oder Arzt!“ Wer kennt ihn nicht, diesen Traum aus Kindheitszeiten? Nach meiner Ausbildung zum Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger sollte dies kein Traum bleiben. Nein – ich wollte nach wie vor Arzt werden! Doch wie jedes halbe Jahr, flatterte der Brief mit der Absage zum Hochschulstart ein… Doch diesmal war es anders! Eine Zusage zum Medizinstudium, mit einem Platz an der Universität Regensburg. GESCHAFFT!
Und plötzlich läuft alles wie geschmiert
Erstaunlicherweise lief alles glatt. Ich fand sofort, eher untypischerweise, ruckzuck eine Wohnung, die Immatrikulation lief ohne Probleme. Studium ich komme!
Der Dämpfer – Mein Studienplatz bleibt! Egal wie!
Es kam unerwartet: Mein Antrag auf elternunabhängiges Bafög wurde abgelehnt. Hätte ich meinen Zivildienst nach und nicht vor der Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger gemacht, hätte ich es bewilligt bekommen, so allerdings nicht. Wer liebt sie nicht, die Bürokratie.
Ich entschied mich trotzdem meinen Studienplatz zu behalten, komme was wolle. Allerdings war mir klar, dass mein Erspartes nicht für das gesamte Studium reichen würde. So begab ich mich auf die Suche nach einem passenden Nebenjob.
Pflege ich bleibe dir vorerst erhalten – oder doch nicht?
Von Freunden erfuhr ich, dass die Arbeit in der ambulanten Intensivpflege mit 12h-Diensten gut mit einem Studium zu vereinbaren sei. So bewarb ich mich bei diversen Firmen für die ambulante Erwachsenenpflege. Doch fand ich nicht, was ich suchte. Viele dieser Firmen waren unsympathisch, unpersönlich und luden zu Bewerberkreisen in der Peripherie ein. So hatte ich mir das nicht vorgestellt!
Ambulante Kinderkrankenpflege – Warum nicht gleich so?
Doch ich blieb beharrlich mit meiner Suche und stieß auf das Regensburger Kindl.
„Ambulante Kinderkrankenpflege? Intensivmedizinisch betreute Kinder? Kann ich das? Wird mir das nicht zu nah gehen?“, das waren Gedanken, die mir sofort in den Kopf schossen.
Ich beschloss, mir das Ganze wenigstens anzugucken und mich zu bewerben. Was konnte ich schon verlieren?
Der erste Kontakt war sofort sympathisch, herzlich und persönlich. Das Bewerbungsgespräch erinnerte mich eher an Kaffeetrinken bei Freunden, denn es fühlte sich überhaupt nicht krampfig an, eher vertraut. Am Ende hieß es für mich: „Wann kannst du anfangen?“. Ich sagte „So bald wie möglich“, denn ich freute mich schon auf die neue Herausforderung. Und ja, ich gebe zu: natürlich mahnte mich mein schwindendes Erspartes zur Eile ebenso.
Meine ersten Ängste – dank tollem Einarbeitungsschema schnell vorbei
Vor meinem ersten Dienst hatte ich schon ein mulmiges Gefühl. „Schaffe ich das? Was passiert, wenn was passiert?“.
Natürlich hatte ich in meiner Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger auch Kontakt zu Kindern und auch Babys, aber war ich zu diesem Zeitpunkt „nur“ Schüler, nicht absolut verantwortlich und konnte immer jemanden fragen. Und ja, ich beherrschte mein Fachwissen in der Theorie, aber Alltag ist nun mal, wenn alles anders kommt als geplant.
Dank des super durchdachten Einarbeitungsschema des Regensburger Kindl, welches einen an alles heranführt, verflogen alle Ängste sehr zügig. Sei es die (leider) anfallende Dokumentation bin hin zu kindspezifischen Eigenheiten. Erst wenn man sich wirklich bereit fühlt, gibt man dem Büro das „Go!“ für den Start in die ersten Dienste allein.
Merkt man selbst beim ersten Dienst schon, dass man doch nicht ganz bereit ist, kann man sich bei der Pflegedienstleitung melden und erhält je nach Bedarf weitere Einarbeitungen, ohne dass man sich schlecht fühlen muss. Schließlich trägt man eine große Verantwortung für die kleinen Patienten!
So fühlte ich mich super eingearbeitet und die Dienste funktionierten ohne Probleme.
Flexibel wie nie – ein Job der super zum Medizinstudium passt
Trotz meines ausgeprägten Optimismus, war ich erstaunt, dass die Arbeit beim Regensburger Kindl im Alltag tatsächlich perfekt mit meinem Studium zu vereinbaren war. Während des Semesters erhielt ich Dienste am Wochenende und in den Semesterferien konnte ich vermehrt arbeiten, so wie ich es in meinen Dienstwunschplänen angab.
Meine Dienstwünsche wurden stets berücksichtigt und ich wurde nie bedrängt, Dienste zu übernehmen, die nur schwer mit dem Studium zu vereinbaren wären. Auch wurde mir ein Pool-Wagen für die Dienste zu meinen kleinen Patienten überlassen, denn als Student hatte ich keines.
Wenn ich doch mal einen Nachtdienst vor einem Unitag einlegte, dann reichte eine kurze Info an die Pflegedienstleitung. So konnte ich mit dem Auto zur Uni und brachte das Auto erst nach meinem Unitag zurück ins Büro.
Langeweile – weit gefehlt!
So vergingen die Jahre meines Studiums wie im Fluge.
Im Kindl durfte ich neue, kleine Helden begrüßen, von anderen hieß es Abschied nehmen.
In manch einer Familie war man Teil der Familie, sodass man zu Weihnachten Plätzchen geschenkt bekam oder zu Grillfeiern eingeladen wurde. Bei anderen belief sich der Kontakt auf dem reinen, professionellen Arbeitsverhältnis.
Ich betreute Kinder mit sehr seltenen Erkrankungen, wie Trisomie 13, CDKL-5 Mutationen etc. Die Vielfalt an seltenen Erkrankungen interessierte mich auch vom medizinischen Standpunkt sehr und dank meiner Praxiserfahrung im Kindl konnte ich im Medizinstudium tatsächlich manchmal extra punkten.
Erfahrungen die mich auch zukünftig als Arzt weiterbringen werden
Nun ist es soweit! Mein Studium ist vorbei und ich darf mich offiziell als Arzt bezeichnen. Für mich beginnt jetzt ein neuer Abschnitt als Mediziner, außerhalb des Kindls. Zu manchen Familien und „meinen“ Kindern werde ich Kontakt halten.
Ohne das Regensburger Kindl hätte ich mein Studium nicht geschafft bzw. wäre mir dessen Finanzierung viel schwerer gefallen. All die Erfahrungen, die ich über so viele Jahre in der Kinderintensivpflege sammeln durfte, werden mich ein Leben lang begleiten. Sowohl persönlich, als auch in meiner Arbeit als Arzt.
Danke liebes Regensburger Kindl für diese tolle Zeit!
Titelbild und Autorenbild © Mittelbayerische Zeitung: Heinz Klein
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