Spaß im Schnee trotz Beatmung: Auf was man unbedingt achten sollte

Spaß im Schnee trotz Beatmung: Auf was man unbedingt achten sollte

Plötzlich ist der da – der Schnee, auf den alle so lange gewartet haben. Die Kinderaugen leuchten und schon sieht man kleine Zipfelmützen freudig im Schnee herumhüpfen, einen Schneemann bauen und jodelnd den großen Rodelberg hinunterfahren. Aber was, wenn die leuchtenden Kinderaugen, zu einer kleinen Zipfelmütze im Rollstuhl mit Beatmung gehören? Bleiben dann Winterspaziergänge in glitzernden Schneelandschaften, das Aufsetzen der Möhrennase auf dem lustigen Schneemanngesicht und die turbulente Schlittenfahrt ein unerreichbarer Kindertraum?

Nein! In 10 Jahren ambulanter Kinderkrankenpflege habe ich so Vieles erlebt, was ich für beatmete Kinder für unmöglich hielt. Von Gipfelbesteigungen bis hin zum Flug in den Urlaub – mit der richtigen Vorbereitung, pflegefachlicher Unterstützung und einer Portion Mut der Familie, war alles möglich.

Doch auf was sollte man speziell achten, wenn man mit beatmeten Kindern einen Winterausflug machen möchte, um das lustige Schneetreiben nicht mit einer Beatmungskrise zu trüben?

Vorbereitung ist Alles!

Beatmete Kinder tolerieren die kalte Winterluft ganz unterschiedlich. Bedeutet es für die Einen pure Lebensfreude und beste Vitalparameter, kann bei Anderen speziell die trockene und kalte Luft zu festem Sekret und erhöhten Absaugbedarf führen. Um vorab und gerade in den ersten kalten Wintertagen die pulmonale Reaktion zu testen, sollte ein kurzer Spaziergang großen Winterausflügen zunächst vorgezogen werden.

Spaziergänge in Wäldern eignen sich im Winter besonders, da hier eine höhere Luftfeuchtigkeit vorherrscht. Auch dient die Inhalation mit NaCl 0,9% sowohl vor, als auch nach dem Spaziergang, zur Befeuchtung der unteren und oberen Atemwege als Schutz der Atemwege vor kalter Luft. Zur Atemgasklimatisierung wird zudem die Verwendung eines HME-Filters (Heat and Moisture Exchanger) empfohlen.

Bestehen bereits erste Anzeichen eines Atemwegsinfektes sollte von einem Spaziergang bei Temperaturen um und unter den Gefrierpunkt abgesehen werden. Bereits verengte Bronchien ziehen sich durch die eisige Luft noch weiter zusammen und behindern die Sauerstoffzufuhr, die Trockenheit der Luft fördert den Hustenreiz und die Folge ist ein stark erhöhtes Risiko für zunehmende Atemnot und Exazerbationen.

Ist die Beatmungssituation hingegen stabil, kann durch die nachfolgenden Tipps das Wintererlebnis eine wirklich große Bereicherung für beatmete Kinder und ihre Familien sein.

Schlitten oder Rollstuhl

Ein regulärer Schlitten stellt keine sichere Option für ein beatmetes Kind dar. Er verfügt weder über ausreichend Platz für den Transport des Beatmungsgerätes noch über adäquate Fixierungsmöglichkeiten, Kopfstütze und Lenkmöglichkeit durch Dritte. „Schlitten für besondere Kinder“ wie der „Snow Comfort“ ab 15 Jahren und das Model von JAKO-O ab ca. 8 Jahren bieten genau diese Erweiterungen im Vergleich zu einem regulären Schlitten. Ausgestattet mit Bremsen, Trittbrett für die Eltern oder Pflegefachkraft und breiten Lenkgriffen, kann die Bergfahrt beginnen.

Aber auch der Ausflug mit dem Rollstuhl, kann, insofern ein Bezwingen des nassen Weiß mit dem Rollstuhl möglich ist, ein tolles Erlebnis für die kleinen Patienten sein.

Der Schutz vor der Kälte ist das „A“ und „O“

Ob Schlitten oder Rollstuhl – wichtig ist, sowohl das Kind, als auch das Beatmungsgerät, die Beatmungsschläuche, Gänsegurgel und Beatmungsfilter vor der direkten Kälte zu schützen. Ist das Beatmungsgerät zumeist durch eine Tasche vor Schmutz und Wind geschützt, können zu niedrige Temperaturen es in seiner Funktion erheblich beeinträchtigen. Aus diesem Grund sollten stets die Herstellerangaben beachtet werden, um ein Aussetzen des Gerätes zu verhindern. Liegt die Außentemperatur unterhalb der empfohlenen Temperaturen des Herstellers, sollte der Winterausflug auf wärmere Wintertage verschoben werden. Ebenso empfiehlt sich, den externen Akku vor dem Winterausflug vollständig aufzuladen, da Kälte ein schnelleres Entladen begünstigt.

Ist ein Schlupfsack vorhanden, können Beatmungsschläuche, Filter und Gänsegurgel sowie das Beatmungsgerät zum Schutz vor der Kälte in diesem verstaut werden. Die Luftzufuhr für das Beatmungsgerät sollte rückseitig offen bleiben. Ist dieser nicht vorhanden, haben sich in der Praxis hierfür dicke Schals, Felle und Fußsäcke bewährt sowie die zusätzliche Verwendung von wärmenden Kirsch- oder Dinkelkissen sowie Wärmepads. Aber Achtung: Wärmekissen- und Pads stets zwischen Kleidung und Schlupfsack/Fußsack legen, um eine Verbrühung der Haut zu vermeiden. Von der Verwendung wassergefüllter Wärmeflaschen ist in diesem Fall vollständig abzuraten.

Um auf unvorhersehbare Beatmungskrisen jederzeit reagieren zu könne, sollte das Notfallset bei Winterausflügen stets mitgeführt werden. Werden die Vitalparameter mittels Pulsoxymeter überwacht, ist zu bedenken, dass kalte Hände, Sonneneinstrahlung und Bewegung die Werte verfälschen können.

Im ersten Moment mögen sich all diese Vorkehrungen sehr aufwendig anhören. Ist man erst einmal im Winterparadies angekommen, werden einen die leuchtenden Kinderaugen jedoch für jeden zusätzlichen Aufwand entschädigen.

In diesem Sinne: Eine zauberhafte und sichere Winterzeit sowie viel Freude im Schnee!

Autorin

Christin Nimmrichter, Dipl. Pflegewirtin (FH) und Kinderkrankenschwester, ist seit 10 Jahren bei der Mobilen Ambulanten Pflegepartner GmbH & Co. KG tätig. Als Qualitätsmanagerin, Personalentwicklerin und Datenschutzbeauftragte strebt sie durch Vernetzung von grauer Theorie und bunter Pflegepraxis, nach besten Bedingungen für Patienten und Mitarbeiter.