Eltern-Kind-Entfremdung (Parental Alienation Syndrom): Eine schwerwiegende Trennungsfolge

Eltern-Kind-Entfremdung (Parental Alienation Syndrom): Eine schwerwiegende Trennungsfolge

Vor einigen Jahren kam es in meinem Bekanntenkreis zu einer Trennung. Trennungen mit Kindern – heute keine Ausnahmen mehr. Was dann passierte, konnte aber zunächst keiner der Beobachter verstehen.

Die 13-jährige Tochter brach den Kontakt zur Mutter vollständig ab und wollte sie, von heute auf morgen nicht mehr sehen, nicht mehr sprechen.

Die Mutter erfuhr die totale Ablehnung.

Jegliche Annäherungsversuche der Mutter wurden abgeblockt, Geschenke abgelehnt, sogar am Geburtstag. Auch die Freunde der Mutter und deren Familien waren plötzlich Feinde, Anrufe blieben unbeantwortet. Auf einmal gab es nur noch diese Mauer.

Vor der Trennung standen sich Mutter und Tochter nah, machten gemeinsam Sport und tauschten gern die Kleidung.

Wie erkennt man PAS?

Hilfe zur Einordnung einer vorherrschenden Situation findet man in vielen Fachartikeln im Internet. Umfassende und verständliche Informationen gibt es zum Beispiel hier.

Wie man PAS erkennen kann, beschreibt beispielsweise das 5-Faktoren-Modell von Dr. Amy Baker:

  • am Verhalten des Kindes
  • am Vorhandensein einer früheren, positiven Beziehung zum abgelehnten Elternteil
  • am Fehlen von Missbrauch oder Vernachlässigung durch den abgelehnten Elternteil
  • der ablehnende Elternteil wendet die 17 primären Strategien entfremdender Elternteile an (Schlechtreden, Kontaktreduzierung, Störung der Kommunikation, die Liebe des anderen Elternteils leugnen, das Kind wird zum Verbündeten, …)
  • an den 8 Verhaltensmerkmalen eines Kindes bei PAS:

– Unbegründete Ablehnung und Abwertung eines Elternteils durch das Kind, „Hass“

– Absurde oder irrationale Begründung für diesen Hass

– Fehlen der üblichen Ambivalenz gegenüber dem abgewerteten Elternteil

– Das Kind besteht darauf, dass die starke Ablehnung allein seiner Entscheidung entspringt (Phänomen der „eigenen Meinung“)

– Reflexartige, undifferenzierte Parteinahme für den programmierenden Elternteil

– Fehlen von Schuldgefühlen gegenüber dem abgelehnten Elternteil

– Gebrauch von Redewendungen des bevorzugten Elternteils, „geborgte Szenarien“

– Ausweitung der Ablehnung auch auf die Familie und Freunde des abgelehnten Elternteils

Autorin

Steffa Gottwald, Dipl. Sozialpädagogin (FH), Mitarbeiterin Frühe Hilfen in den Erstaufnahmen bei der Mobilen Ambulanten Pflegepartner GmbH & Co. KG – Münchner Kindl